Exkursionsleitung: Dr. Stefan Padberg und Melanie Martz
Exkursion Optionalbereich Mairatal und Turin
Wir durchwanderten einen Teil des Mairatals. Dieser Teil der piemontesischen Alpen ist sehr stark von Abwanderung betroffen. Sanfter Wandertourismus verbunden mit piemontesischen Spezialitäten am Abend sollen Arbeitsplätze im Tal halten bzw. neue schaffen, ohne die Faszination und die Ruhe der beeindruckenden Alpenlandschaft zu zerstören. An vier Tagen erlebten wir schweißtreibende Sonne, Wandern im Regen und Gegenwind, sowie auch leichten Schneefall auf 2740m Höhe. Die Infrastruktur für das Wandern ist tadellos, die Gastfreundschaft hervorragend und Qualität der Unterkünfte gut.
Wir beobachteten sowohl verfallende und verfallen Weiler, was vor allem solche, die keinen Anschluss an die Autostraße haben. Gleichzeitig werden viele alte Häuser in den Dörfern, die mit Straßen erschlossen sind, zu Wochenendwohnsitzen von Menschen aus dem nahen Turin oder gar Milano.In dem Dorf Elva trafen wir Schweizer Geographen, die in diesem Sommer die gesamten Alpen durchwanderten und ihren Zustand dokumentierten: www.transalp.org
Reste der alpinen Landwirtschaft säumten unseren Weg. Durch verloren gehendes Wissen werden Alpen überweidet, was zu Schäden an den Böden führt. Gleichzeitig sahen wir Verbuschung, die ein eindeutiges Zeichen der Aufgabe landwirtschaftlicher Tätigkeit in den Bergen ist. Z.T. bis auf über 2000m waren diese Berge einst besiedelt und bewirtschaftet und die Spuren der Kulturlandschaft bezeugten uns dies.In unserer letzten Unterkunft, nach langer und anstrengender Wanderung über den Colle de Enchiaussa und sättigendem und leckerem piemontesischen Abendessen, ergab sich ein Gespräch mit unserem Wirt. Er hat sein Leben in den von ihm geliebten Bergen verbracht. Was er so schätze an dieser doch isolierten Wohnlage, fragten wir ihn. "Die Ruhe", antwortete er. Und er berichtet auch, dass sie im Dorf, dass einst 70 Grundschüler_innen hatte, heute noch zu vier Erwachsenen sind, die das ganze Jahr dort leben. Dabei sah er sehr traurig aus.
Von Chialvetta ging es nach Turin, wo wir von einem Geographie-Kollegen der Universität Turin durch die Stadt geführt wurden. So erkundeten wir jene städtischen Industrielandschaften, in die die Bewohner_innen des Mairatals ausgewandert waren, auf der Suche nach einem besseren Leben. Mittlerweile stellt sich dort eher die Frage, was nach dem Rückzug der Industrien aus Turin aus der Stadt geworden ist. 2006 trug die Stadt die olympischen Winterspiele aus. Wir besichtigten die traurigen Reste des olympischen Bauimpulses, der die Stadt nach allem Anschein nicht nachhaltig positiv verändert hat.